Blühendes Gift
Schön – aber schädlich fur die Gesundheit – Giftpflanzen, die man kennen sollte
Eine Vogelfeder besiegelte 54 nach Christus das Schicksal des römischen Kaisers Claudius: Nach einer Pilzvergiftung sollte sie bei ihm einen Würgereiz auslösen – war aber mit Eisenhut-Extrakt getrankt. Das pflanzliche Gift beforderte den Herrscher zuverlässig ins Jenseits. Man munkelt, seine Gattin Agrippina sei an dem Komplott beteiligt gewesen.
Der Blaue Eisenhut, der auch heute viele Garten schmtickt, zahlt zu den tödlichsten Pflanzen Europas und war auch damals schon wohl bekannt. Alle Teile enthalten hochgiftiges Aconitin, das die Haut durchdringt, die Atmung lähmt und schließlich zu Herzversagen fahrt.
Auch heute findet man die Pflanzen in so manchem Garten, denn es ist eine schön anzusehede Staude. Man sollte eigentlich unbedingt Handschuhe anziehen, wenn man die Staude anfassen muss. Aber nicht nur Eisenhut, auch viele andere Zierpflanzen sind giftig. Sie wehren so Fressfeinde und Parasiten ab. Kinder und Erwachsene vergiften sich trotzdem eher selten an Pflanzen, Erwachsene vor allem, wenn sie essbare Gewächse mit ungenießbaren verwechseln, zum Beispiel Bärlauch und Herbstzeitlose, oder wenn sie Giftpflanzen wie Hortensie oder Stechapfel als Drogen missbrauchen.
Meist enden Vergiftungen glimpflich. Todbringendes Grün wächst zum Glück hierzulande kaum. In der freien Natur sind das Bilsenkraut, Stechapfel, Tollkirsche und Schierling, im Garten Goldregen, Eisenhut, Herbstzeitlose, Engelstrompete und Rizinus.
Wie so oft ist auch hier die Wirkung eine Frage der Dosis. Zwei Blätter des Fingerhuts sind tödlich, als Medikament lindert die Pflanze geringer dosiert Herzbeschwerden. Uber den Giftgehalt entscheiden auch Standortbedingungen, Reifegrad – oder die Zubereitung. So werden zum Beispiel Vogelbeeren durch Kochen genießbar.
Zum Glück schmecken Giftpflanzen in der Regel nicht: Wer Teile davon isst, spuckt sie meist sofort aus. Geraten sie trotzdem in den Magen, verhindert oft spontanes Erbrechen, dass der Körper viel Gift aufnimmt. Ein Anruf in der Giftinformationszentrale oder beim Notruf 112 klärt, was zu tun ist . Bei starken Vergiftungserscheinungen sollte man den Notarzt rufen. Wurde etwas vermutlich giftiges gegessen, ist es immer sinnvoll zu versuchen zu erbrechen.
Damit es nicht so weit kommt, sollten Pflanzen nur mit fundierter Sachkenntnis gepflückt werden und bei Kindern im Haushalt sollte man besser auf hochgiftige Gartenpflanzen verzichten.
Seidelbast
Er ist in allen Pflanzenteilen giftig. Problematisch sind ab Juli besonders die roten, appetitlich aussehenden Beeren, die Johannisbeeren ähneln. Als tödliche Dosis gelten vier bis fünf Beeren bei Kindern und zehn bis zwölf bei Erwachsenen. Dem Echten Seidel-bast begegnet man in Laub- und Mischwäldern, er ist aber auch eine beliebte Gartenpflanze.
Goldregen
Die leuchtend gelben Blüten hängen in langen Trauben von der bis zu fünf Meter hohen Pflanze herab. Seine Blütezeit hat der Goldregen zwischen Juni und Juli. Giftige Alkaloide stecken in den Samen, Früchten und Blüten der Pflanze.
Neben Magen-Darm-Problemen kann es zu erweiterten Pupillen, Zittern und Krämpfen kommen. Falls möglich, sollten die Pflanzenteile sofort ausgespuckt und ausreichende Mengen an Wasser zugeführt werden. Deuten sich die genannten Symptome an: Notarzt rufen.
Eibe
Die bis zu zehn Meter hohe Eibe wächst als Zierpflanze in Gärten und Park-anlagen. Ihre Nadeln bleiben das ganze Jahr hindurch grün. Auffällig ist der rote, ungiftige Becher, mit dem die Pflanze ihre Samen schützt. Nadeln und Samen enthalten Alkaloide.
Wurden Pflanzenteile in den Mund genommen und zerbissen, kann es zu erweiterten Pupillen und Problemen im Verdauungstrakt kommen. Außer-dem sind Herzrhythmusstörungen möglich. Unbedingt Flüssigkeit trinken und schnellstmöglich den Notarzt ver-ständigen.